Die Geschichte
Als der Kärntner Sängerbund für das 11. Kärntner Sängerbundesfest rüstete, gab die Bundesleitung an die Vereine die Anregung hinaus, sich in Gaue zusammenzuschließen. Es wäre technisch unmöglich gewesen, so der erste Gauchorleiter Robert Janschitz, jeden angemeldeten Verein einzeln singen zu lassen. Dieser Gedanke wurde beim Delegiertentag am 27. Juli 1924 in St. Andrä, den Bundesobmann Mauritius Payer einberief, von den Vertretern der Männergesangvereine des Lavanttales beifälligst aufgenommen und dessen Gründung beschlossen. Die Gauleitung wurde gewählt. Gauobmann Hans Renger, Gauchorleiter Robert Janschitz und Gauschriftführer August Knabl waren die Männer der ersten Stunde. Sie gingen mit großem Eifer an die Sache, stand doch die Zeit auch im Zeichen des Wiederaufbaues. Es zeitigte sich, dass die Gründung der Gaue eine Notwendigkeit war und sich auch wirtschaftlich positiv für die Vereine, durch die Gausingen zum Beispiel, auswirken sollte. Schon 1932 mahnte aber der damalige Gauchorleiter Robert Janschitz, mehr auswendig zu singen, damit man singen kann, wenn auch nur ein paar wenige beisammen sind und auch der der Chormeister mit seinem "Stimmpfeiferl! und der Archivar mit seinem "Blattl" - fehlen. Denn diese Singen sei die tauglichste Möglichkeit, die Singfreudigkeit zu heben.
So dämmerten die Jahrzehnte herauf aus der Zeiten Schoß und sanken hinab in das stille
Gleichmaß der Vergangenheit, nur die Chroniken wissen auf ihren vergilbten Blättern von
Vergangenem zu berichten. Speziell die Chronik des MGV Wolfsberg, mit Sicherheit der
traditionsreichste Verein im Tal, gibt Auskunft über das Sängerleben in dahingestrichener Zeit.
So wurde von glanzvollen Serenaden, die dem Feldzeugmeister Benedek oder dem Erzherzog
Friedrich Karl oder auch dem Bundespräsidenten Hainisch zu Gehör gebracht wurden, berichtet.
Auch die großen Sängerbundfeste in den Jahren 1895 und 1910 scheinen in den Chroniken der
Vereine des Tales auf. Als historische Kontrastierung sei erwähnt, dass man im Jahre 1951 für
den Sängerbundesbeitrag pro Sänger S 5,- einhob und der Chorleiterkurs eine Woche dauerte.
Dass man sich im Lavanttal schon immer nicht nur mit dem Liedgut und dessen Präsentation
kritisch auseinandersetzte, beweist auch ein Protokoll zur Jahreshauptversammlung des
Kärntner Sängerbundes aus dem gleichen Jahre, wo man mit dem neuen Bundesobmann
überhaupt nicht zufrieden war unsd sich von Lavanttaler Seite aus, einem anderen
"Maestro cantoribus" gewünscht hätte. Im Jahre 1954 setzte man den Eintritt für das
Gausingen in Maria Rojach mit S 2,- pro Sänger fest und im Jahre des Staatsvertrages
zählte der Sängergau Lavanttal 17 Vereine mit 377 Sängern und 78 Sängerinnen. Zwei Jahre
später beschloss man, dass jeder Verein S 400,- für das Gaubanner spendiert.
Im Jahre 1962 übernahm Amtsdirektor Gerhard Koppensteiner den Sängergau, dem er als Gauobmann bis zum Jahre 1998 vorstehen sollte. Schon 1960 beschloss Dir. Werner Winkler, sich um die gesanglichen Belange im Lavanttal als Gauchorleiter zu kümmern. Er hatte dieses Amt 33 Jahre lang inne, ehe ihm Dir. Alfred Rothleitner in dieser Funktion nachfolgen sollte. In die Ära der beiden Langzeitdiener Koppensteiner und Winkler, die stets ohne Spesenersatz ihre Funktion ausübten, fielen zahlreiche Innovationen im Lavanttaler Sängerleben. So die Forcierung der Stimmbildung, das Trennen vom Singen und dem geselligen Teil bei den Sängerfesten, aber auch unzählige Produktionen der heimischen Vereine auf Tonträgern, die damit nicht nur von der Leistungsfähigkeit des eigenen Chores, sondern auch von der Gesamtheit des gesanglichen Potentiales des Lavanttaler Sängergaues Zeugnis geben. Das herausragendste Ereignis in letzter Zeit war aber zweifellos das 21. Kärntner Sängerbundesfest im Jahre 1986 in Wolfsberg, wo die Lavanttaler Chöre sich in nur als gute Vokalinterpreten, sondern auch als großartige Organisatoren hinstellten und demonstrierten, dass im Lavanttal die Uhren in Sachen "Gesang und Kultur" noch richtig gehen.
Josef Emhofer
Quelle: Festschrift zum 60. Gausingen in Maria Rojach